Rezension zur CD "Trotzdem" von Gernot Viehweger

Es gibt sie glücklicherweise immer noch, die Musiker, die den Mut und Schneit haben, physische Tonträger, sprich CDs, zu produzieren und darauf nicht nur dudelnde Unterhaltung und auf Streaming-Hörgewohnheiten abgestimmte Dreiminutensongs pressen. Ja! Es gibt sie noch, die Musiker und Bands, die die Kraft der deutschen Sprache kennen und nutzen und damit in ihren Songtexten, auch Lyrics genannt, Inhalte präsentieren, die den aktuellen Zeitgeist und die gegenwärtigen sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse zum Inhalt haben, damit auf Reibung beim Hörer aus sind und diesen vielleicht auch noch zum Nachdenken (ver-)führen wollen. Und wenn es ihnen, den Musikern und Bands, dann auch noch gelingt, durch anspruchsvolle, stilistisch vielfältige Kompositionen, Arrangements und Instrumentierung den Zuhörer zu erreichen und einzufangen, dann muß es das neue Album „Trotzdem“ von Stellmäcke und Trotzband sein, das aus den Boxen oder Ohrhörern klingen.
Allein ein Blick auf die Titelliste stützt meine Behauptung, daß hochaktuelle und der Band auf den Nägeln brennende Themen beackert werden, z.B. „Frontbrief“, „Zeitenwende“ oder „Wir sind immer da“. Bei Stellmäcke und Band muß man sich aber, wie gewohnt, nicht wundern, daß nicht das vermeintlich mehrheitliche Meinungsbild wiedergekäut oder deklamiert wird. Sonst hieße allein schon die Band wohl nicht „Trotzband“. Die Musik unterstützt das Gesungene, mal mit einem Big-Band mäßigen Saxophon, das entspannt auffordert „Kommt rein“, mal unterstützt oder verklangbildlicht eine deftige „Rockgitarre“ den Songtitel „Wahnsinn“. Und im Wintergarten über den Frieden sinnieren macht Sinn, denn nur dann kann man dort so entspannt sitzen, wie es die Musik ist! Wenn der Song „Wir sind immer da“ in einem reggea-ähnlichen, rumpelnden Beat und mit einem „KI-Boogie“ daherkommt, dann ist die darin projizierte Zukunft gar nicht lustig, aber vielleicht realistisch?!
Wer vor nicht all zu langer Zeit Stellmäcke mal live erlebt hat, wird auf dem Album Songs finden, die er bereits präsentiert und nun endlich veröffentlicht hat. Da hat dann auch das Suchen ein Ende, wo denn der eine oder andere Song „nachzuhören“ ist?
Mehr muß und will ich zu diesem Album gar nicht schreiben. Nur die Aufforderung: Anhören lohnt, dabei Gehirn einschalten (das tut zum Glück nicht weh) und trotzdem auch genießen. Und: Stellmäcke mit oder ohne Trotzband mal wieder live erleben! Demnächst, so bald als möglich!
Gernot Viehweger, alias „Old Man“ von coloRadio Dresden

Rezension zur CD "Trotzdem" von Mathias Klement

Wer Stellmäckes neue CD "Trotzdem" hört, der bekommt Lust auf eine Tasse grünen Tee; auf einen Schaukelstuhl, in dem du es dir bequem machst und schwelgst, das Fotoalbum auf dem Schoß. Und tatsächlich bist du ja eingeladen! Eingeladen wozu? Zum Nachdenken. Zum Mitdenken. Während du der immer melancholischen Stimme zuhörst. Keine Sorge, Stellmäckes Chansons, etwa in der Tradition von Yve Montant bis Ludwig Hirsch, lullen dich nicht ein. Im Gegenteil, du hälst dein Teeglas ins Licht und richtest dich gerade. Und was jetzt direkt und gebrochen kommt, kann dich trotz allen leisen Hoffens desillusionieren. Trotzdem: wage das Hörerlebnis!

gez. truckenbrodt

E. Kästner: Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen

Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!
Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn
in den Büros, als wären es Kasernen.

Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe.
Und unsichtbare Helme trägt man dort.
Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe.
Und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort!

Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will
- und es ist sein Beruf etwas zu wollen -
steht der Verstand erst stramm und zweitens still.
Die Augen rechts! Und mit dem Rückgrat rollen!

Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen
und mit gezognem Scheitel auf die Welt.
Dort wird man nicht als Zivilist geboren.
Dort wird befördert, wer die Schnauze hält.

Kennst Du das Land? Es könnte glücklich sein.
Es könnte glücklich sein und glücklich machen?
Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein
und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen.

Selbst Geist und Güte gibt´s dort dann und wann!
Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen.
Dort steckt ein Kind in jedem zweiten Mann.
Das will mit Bleisoldaten spielen.

Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün.
Was man auch baut - es werden stets Kasernen.
Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!

 

 

 

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