Winterlied


Wenn die Winde Wasser härten

Und das Jahr verwehn,

Wollen wir auf heil'gen Fährten

Übers Wasser gehn

Uns das Eis am Nabel tauen,

Heiße Sude brüh’n,

Unter weiße Decken schauen,

Wo schon Knospen blüh’n.

 

Meine Freunde sind im Süden

– Gott weiß in welchem Land –,

Werfen ihre bleichen, müden

Knochen in den Sand.

 

Wenn die Nacht schon Tage dauert,

Dauert uns die Nacht.

Neuschnee hat uns eingemauert,

Doch du hast gelacht,

Wollen jenes Bändchen lesen,

Das du uns besorgt,

Leider hab ich’s unterm Tresen

Einem Freund geborgt.

 

Meine Freunde sind im Süden

– Gott weiß in welchem Land –,

Werfen ihre bleichen, müden

Knochen in den Sand.

 

Soll das Jahr die Rechnung schreiben,

Noch ist nichts getan,

Wo die schweren Tropfen bleiben

Unterm Wasserhahn,

Wo die Manuskripte stauben,

Die kein Mensch bestellt,

Doch das Jahr wird mir nicht glauben,

Freunde, ich brauch‘ Geld!

 

Meine Freunde sind im Süden

– Gott weiß in welchem Land –,

Werfen ihre bleichen, müden

Knochen in den Sand.


Zu den Texten