Neulich


Neulich stand vor meiner Tür ein Mann mit Helm und sagte: „Hey,
Herr Stellmäcke nun geht es los, Sie warten sicher schon.
Unterschreiben Sie noch hier auf dem Display!
Und packen Sie, wenn‘s geht, nicht so viele Sachen ein.
Eine Zahnbürste genügt. Der Weltraum ist zwar groß,
das Raumschiff jedoch klein.“

Und ich dachte nur:  „Moment, ich hab gar keinen Helm,
und Marmelade auf dem Herd und überhaupt, wie kann es sein,
dass man so ad hoc davon erfährt.“

„Nun seien Sie doch froh, ihr Gebet wurde erhört.
Sie fangen wieder ganz neu an im Anderswo.
Ich bringe Sie in eine Welt, die immer Sie erträumt,
eine Welt, die Sie verdient:
Eine Gegend ohne Menschen, ohne Schilder mit ‚Attention‘,
grenzenlos und nicht vermint.“

Und ich dachte nur:  „Moment, was wird aus meiner Frau?
Und aus den Kindern?
Also, ich weiß jetzt wirklich nicht genau…

Hab Marmelade auf dem Herd.
Ich hab mein Postfach heut‘ noch nicht geleert.
Die Gelbe Tonne muss vors Haus.
Ach, und der Klempnermeister  Kraus
tauscht im Bad einen Siphon.“

„Tut mir leid, dann muss ich Sie entführen.
Ein Leerflug ist verboten nach den Co2-Geboten,
also bitte keine Starallüren.
Ich tu nur meine Pflicht. Mein Auftrag hier ist heilig,
sonst muss ich vor Gericht.
Ich werde sonst verbannt auf die Erde
In Ihr Land und das wollen Sie doch wohl nicht?“

„Nein, das wäre Folter. Nein, das will ich nicht.
Das müssen wir verhindern. Aber was wird aus den Kindern?

Hab Marmelade auf dem Herd.
Ich hab mein Postfach heut‘ noch nicht geleert.
Die Gelbe Tonne muss vors Haus.
Ach, und der Klempnermeister  Kraus
tauscht im Bad einen Siphon.“

„Also, so kommen wir hier nicht weiter, Herr Stellmäcke.
Sie müssen schon ein wenig kooperieren.
Man kann sich nicht in eine andere Welt hineinwünschen,
ohne die alte verlassen zu wollen.
Sie wollen ein wenig Aufschub?
Ja, wissen Sie wie oft ich das höre? So einfach ist das nicht.
Mein Auftraggeber erwartet Ergebnisse.
Ich habe schließlich auch Frau und Kinder und ein kleines Haus in der Milchstraße.  

Und es wäre wirklich nett, wenn Sie jetzt einfach Ihre Sachen packen. Denn ich habe bald Dienstschluss und werde zu Hause erwartet.

Hab heiße Lava auf dem Herd,
die schwarzen Löcher heut‘ noch nicht geleert.
Die gelbe Sonne muss vors Haus.
Und der Elektromeister Kraus
verkabelt heute einen Stern.

Also gut, dann wollen wir mal sehen.
Eine Lösung brauchen wir, die Uhr geht schon auf Vier,
wir haben da ein Problem.
Ihren Nachbarn könnt ich fragen. Ist Ihr Nachbar denn zu Haus?
Und wär das denn für Sie auch so genehm?“

„Mein Nachbar? Ja, natürlich, der ist immer da. Den können Sie mitnehmen. Der kocht nie Marmelade.


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