Banal


Ich singe jetzt ein belangloses Lied
So banal, ohne Sinn, dass es jeder versteht
Darin geht es um nichts, es hat keinen Text
Hab die unechten Reime gewetzt bis zuletzt
Es geht nicht um Liebe, nicht um Küchenglück
Nicht um Ontologie oder Quantenphysik
Dies ist mein Nekrolog auf Morosität
Wichtig ist mir, dass es jeder versteht

Ich singe jetzt ein verständliches Lied
Ohne Kakophonie, ohne falsches Morphem
Gänzlich unprätentiös, ohne Konnotation
Ohne die Hybris moribunder Bohéme
Bin kein Misanthrop, kein Anachoret
Bin nicht anthrophob, liebe Disparität
Nein, ich singe sonst nie ohne Allegorie
Doch hier ist ein Lied, dass jeder versteht

Dieses Lied kann man hören so schön nebenbei
Beim Schlachten, beim Grillen und beim Geldverleih
Beim Missbrauchen, beim Treten und beim Korrumpieren
Beim Vernichten von Akten, beim Waffenölen
Beim Fahren und Düsen durch die Klimazonen
Beim Müllverklappen, beim Geringentlohnen
Und ganz nebenbei übertönt dieses Lied
Auch noch Hilferufe und Kindergeschrei
Und hört dieses Lied ein Musikredakteur
Der Kultursender in diesem Land der Kultur
Dann wird dieses Lied jeden Tag kultiviert
Oder ist’s vielleicht besser, wenn man Englisch skandiert:

I’m singing my pointless song to you
Banal, without sense and by far not true
A meaningless ballad on a banal song
As there are no lyrics, but the singing is still strong
I’ve filed the fake rhymes to the last
So I’ll sure win the next cultur-star-cast
I’ll sing to you again my pointless song
Banal and without sense and much too long


 


Zu den Texten