Der Mörder ist immer der Förster


Der Schnee fällt ganz sacht, es wird Weihnacht,
der Bauer hat noch keinen Baum.
Er weiß auch schon wo er ihn freimacht,
die Spuren im Schnee ahnt man kaum.
Die Säge, fast lautlos, zieht Span um Span,
da ertönt eine Stimme voll Häme und Wahn
und schon trifft den Bauern von hinten ein Schuß.
Der Amtsarzt stellt sachlich fest: Exitus.

Der Mörder war wieder der Förster
und der findet nachts keine Ruh.
Der Mörder ist immer der Förster
und der schlägt erbarmungslos zu.

Die Nacht liegt wie Blei auf den Wäldern,
den Wilderer treibt es hinaus.
Der Nebel steigt schon aus den Feldern,
der Wilddieb legt Fangeisen aus.
Da schleicht sich gespenstisch im fahlen Licht
fast lautlos ein Schatten ins schwarze Dickicht
und stürzt auf den Frevler, derselbe lebt ab
und nimmt sein Geheimnis mit in das Grab.

Der Mörder war wieder der Förster
und der findet nachts keine Ruh.
Der Mörder ist immer der Förster
und der schlägt erbarmungslos zu.

Auf seinem Holzhochsitz mit Anstand
sitzt in grünem Mantel ein Mann
und legt mit der Flinte am Waldrand
auf einen der Zwölfender an.
Der Förster, er blinzelt und lächelt verschmitzt,
sein Nachtsichtgerät das funkelt und blitzt,
Hirschfänger und Jagdhund sind schnell bei der Hand,
da würgt ihn von hinten ein Herr unerkannt.

Der Mörder kam nämlich vom Tierschutz
und der schlug erbarmungslos zu.
Den Mörder schickt immer der Tierschutz!
Man lernt eben täglich,
man lernt eben täglich dazu.

 


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